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DANKESCHÖN - liebe Buchholzer!

Dankschreiben der Familie Klaes aus dem Ahrtal
Datum:
8. Feb. 2022
Von:
Christina Schellberg

Liebe Buchholzer,

vor genau 6 Monaten hat die Ahr unsere Heimat überschwemmt und alles mitgenommen, was uns lieb und heilig war. Und gleich am nächsten Tag flutete eine Welle der Liebe das Ahrtal, wie sie noch nie jemand gesehen hatte. Bewohner, die nicht betroffen waren, gaben uns Obdach, bis wir eine Bleibe gefunden hatten. Wildfremde Menschen kamen aus allen  Himmelsrichtungen angereist, sorgten dafür, dass wir Kleidung und     Lebensmittel hatten, nahmen uns in den Arm um gemeinsam mit uns   unsere Verluste zu beweinen, halfen uns, den Schlamm aus unseren  Häusern zu beseitigen, besorgten uns Werkzeuge, Baustoffe und alles, was Ihr euch vorstellen könnt. Die Soldaten nahmen die Kinder nach   Feierabend noch auf eine Spritztour mit dem Panzer mit, es wurden  Hüpfburgen aufgestellt, mal gab es Pizza, mal stand ein Eisauto vor dem Versorgungszentrum, viele liebe Menschen kümmerten sich darum, dass es immer genug Trinkwasser für alle gab, Medikamente konnte man ganz einfach ohne Rezept erhalten, Psychologen kümmerten sich um die     großen und kleinen Flutopfer, viele Leute spendeten spontan Geld...

Irgendjemand schrieb bei Facebook: Erinnert euch - erst kam die Pest, dann die Flut und dann die Heuschrecken! So einen Spruch braucht man ja dann gerade noch! Doch irgendwie stimmte das! Die Heuschrecken waren die vielen tausend Helfer. Ungezählt und namenlos schwärmten sie morgens ins Tal und abends waren sie wieder verschwunden, nicht ohne ihre Spuren zu hinterlassen.

Wir werden noch lange brauchen, um diese ganzen Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten, die schlimmen und auch die schönen.

Niemals hätten wir auch nur im Traum daran gedacht, nur mit einer Tasche voller Habseligkeiten dazustehen, demütig und froh, dass die ganze Familie noch lebt. Ohne Papiere, ohne Auto, ohne fließendes Wasser und Strom, manche Dörfer abgeschnitten von der Außenwelt, täglich Essen abholen, das liebe Menschen für uns gekocht haben, einkaufen ohne Geld, Dinge annehmen ohne etwas dafür zu tun. Auch von eurer spontanen Hilfe waren wir so überwältigt, wir mussten alle weinen. Es war so ein schönes Gefühl, so große Solidarität zu erfahren, obwohl wir schon ein paar Jahre nicht mehr zur Kirmes nach Buchholz kommen.

Wir danken jedem einzelnen von euch und allen anderen Helfern von ganzem Herzen. Alleine hätten wir es nie geschafft, dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind. Es geht aufwärts, jeden Tag ein kleines Stück.

Ganz liebe Grüße aus Ahrbrück

Eure Familie Klaes