Ehrenstein wird 1331 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Rorich von Uetgenbach sich „Herr zu Ehrenstein“ nannte. Man nimmt daher an, dass die Herren von Uetgenbach die Burg erbauten. Warum diese edelfreien Herren ihren unweit von Ehrenstein gelegenen Stammsitz Uetgenbach verließen, ist nicht bekannt. 1446 heiratete der vermögende bergische Landdrost Wilhelm von Nesselrode Eva von Uetgenbach. Da ihr Bruder Adam, der letzte Herr von Uetgenbach zu Ehrenstein, ihre Mitgift nicht auszahlen konnte, verpfändete er seinem Schwager zunächst Burg und Herrschaft und verkaufte sie ihm dann einige Jahre später. Wilhelm wurde 1451 von Köln damit belehnt. Nach Wilhelms Tod 1474 erbte sein dritter Sohn, der bergische Erbmarschall Bertram von Nesselrode, Ehrenstein. In den folgenden Jahrzehnten ließ dieser zusammen mit seiner Ehefrau, Margarethe von Burscheid, Kirche und Kloster errichten und begründete die Ehrensteiner Armenstiftung. Sie sind im linken Chorfenster der Kirche dargestellt und liegen im Schiff vor dem Chor begraben.
Bertram und Margarethe stifteten ihre Kirche 1477 in Nachfolge einer von Wilhelm erbauten Burgkapelle, nachdem sie zuerst die Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche erreicht hatten. Das 1486 gegründete Kloster wurde dem Orden der Kreuzbrüder übergeben. Der Ehrensteiner Prior war gleichzeitig Pastor der Pfarrei Ehrenstein. Schon 1514 wurde den Kreuzbrüdern auch die Seelsorge der Lahrer Herrlichkeit - Peterslahr, Burglahr und Oberlahr – anvertraut, die sie bis zur Aufhebung des Klosters 1812 ausübten. Während dieser drei Jahrhunderte findet man gelegentlich auch Ehrensteiner Kreuzbrüder als Pastöre in Waldbreitbach und je einmal in Asbach, Horhausen und Oberpleis. 1632 zerstörten schwedische Truppen die Burg weitgehend und plünderten das Kloster.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg erlebte Ehrenstein, namentlich unter dem kunstsinnigen Prior Bartholomäus Friderici († 1720), eine neue Blüte, wie u. a. die barocken Ausstattungsstücke der Kirche bezeugen. 1795 wurde das Kloster von französischen Truppen geplündert, 1812 infolge der Säkularisation aufgelöst. Die Klostergüter und – zu Unrecht – auch die Güter, mit denen die Pfarrkirche 1477 bei ihrer Gründung dotiert worden war, kamen an den mediatisierten Fürsten zu Wied. Im Laufe des 19. Jh. wurden Dreiviertel des ursprünglichen Klosterquadrum abgebrochen. Die Kirche wurde baulich ernsthaft vernachlässigt, doch Dank ihres Status als Pfarrkirche blieb sie erhalten und wurden die Gottesdienste nie eingestellt.
Eine wohl um 1510 gemalte Veduta im rechten Fenster des Kichenschiffes vermittelt einen Eindruck der einstigen Wehrhaftigkeit der Burganlage und der Ausmaße des Klosters. In der Mitte zwischen Burg und Kloster erkennt man das Kirchendach mit dem Dachreiter (Abb. 3). Auf einer um 1725 von dem wallonischen Maler Renier Roidkin geschaffenen Zeichnung ist die Burg zwar schon eine Ruine, die um einen viereckigen Innenhof mit Klostergang errichtete Klosteranlage aber noch intakt (Abb. 4).
1893 lebten und wirkten wieder Ordenskonvente im Kloster: 1893-1953 Franziskaner, 1953-2000 Kreuzbrüder, 2000-2007 Montfortaner. Seit 2009 befindet sich das Kloster in der Trägerschaft der Marienhaus GmbH der Franziskanerinnen von Waldbreitbach. Darüber hinaus gibt es hier eine Außenstelle des Neuwieder Hospiz e. V.
In der jüngsten Geschichte Ehrensteins gebührt Pater Werner Kettner O.S.C. besondere Erwähnung. Diesem Kreuzbruder ist es zu verdanken, dass das baufällig gewordene Kloster in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vor dem Abriss bewahrt und von Grund auf saniert wurde. Sein erklärtes Ziel war es, Ehrenstein „als Ort der Stille, der Besinnung und des Gebets“ zu erhalten.
Im Jahr 1694 erbaute der Pastor von Waldbreitbach, der Ehrensteiner Kreuzbruder Bartholomäus Friderici, den Chor der dortigen Kreuzkapelle. Er wird wohl kaum geahnt haben, wie folgenträchtig dieser Bau gerade für Ehrenstein sein würde: Der Chor der Kreuzkapelle sollte die Keimzelle für die Ordensgründung 1863 der Franziskanerinnen von Waldbreitbach bilden. Nach der Seligsprechung 2008 der Ordensgründerin Margaretha Flesch – ‚Mutter Rosa‘ – zogen ihre Franziskanerinnen 2010 in Ehrenstein ein. In der Obhut dieser Ordensfrauen wird Ehrenstein nun weiterhin Ort der Stille, der Besinnung und des Gebetes sowie ein geistliches Zentrum für die ganze Gegend sein.
Leonie von Nesselrode